Im Juni 2021 verabschiedete der Gemeinderat von Genthod (GE) ein Budget von 1,3 Millionen Franken für den Bau einer Fernwärmeanlage im Ortszentrum. Konkret handelt es sich um zwei Fernwärmenetze, die einen Teil des kommunalen Immobilienbestands versorgen. Alain Ravessoud ist als Leiter des Immobilienverwalters Charles Besuchet SA für die Verwaltung der kommunalen Immobilien verantwortlich und damit auch für die energetische Umstellung der Gebäude zuständig. Mittlerweile ist die erste Stufe des Projekts abgeschlossen, denn die neue Anlage wurde bereits letzten November in Betrieb genommen. In diesem Rahmen wurden zwei mit Heizöl und Gas betriebene Anlagen mit dem Einsatz eines Pelletkessels vereint, wobei die neue Anlage sich nun im Heizungsraum von drei Gebäuden mit insgesamt 22 Mietwohnungen befindet. Darüber hinaus versorgt sie ein Gebäude der Gemeindeverwaltung, ein Restaurant und einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Fernwärme.

In einem zweiten Schritt dürfe die Gemeinde den Austausch eines bestehenden Holzkessels erwarten. Dieser soll fünf Wohngebäude versorgen. Weiter soll eines der beiden Wärmenetze ausgebaut werden, um weitere sechs Gebäude desselben Wohnquartiers zu versorgen, erörtert Alain Raavessoud.

Angesichts des Klimanotstands liegt der unmittelbare Schwerpunkt der Gemeindeinitiative auf der Reduktion von CO2-Emissionen. Dieses Ziel ist jedoch separat von der Energieeinsparproblematik zu betrachten, die nach Sicht der Gemeinde unter anderem von geopolitischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten sowie einem energiebewussteren Konsumverhalten abhängig ist.

Holz als Brennstoff
Genthod liegt nicht im Bereich eines bereits bestehenden Fernwärmenetzes, an das die Gemeinde sich hätte anschliessen können. Wäre dies der Fall gewesen, hätte die Gemeinde dieses Netz entsprechend den im Kanton Genf geltenden Vorschriften zwangsläufig nutzen müssen. Angesichts dieser Lage war Genthod frei, andere Optionen auszuloten. Paul Eugster, Leiter von Services Plus Energies, den mit dem Umbau beauftragten Dienstleister, schlug eine holzbasierte Lösung vor. «Die entstehenden CO2-Emissionen werden durch die Wälder aufgenommen. Holz ist grundsätzlich ein klimaneutraler Energieträger», erklärt der Fachmann. Dessen ungeachtet, stimmt Eugster mit Blick auf die Energiepolitik des Kantons Genf zu, dass Holz zwar sicherlich zu den erneuerbaren Energien gehört, aber eben nicht zu 100%. Er betont den hohen Verwaltungsaufwand für das Einholen der notwendigen kantonalen Bewilligungen und die Anforderungen, denen eher bescheidene Projekte wie dasjenige in Genthod unterliegen. Als Beispiel nennt er den Pelletkessel, der während der Sommermonate abgeschaltet werden muss. Aus diesem Grund musste zusätzlich eine Wärmepumpe installiert werden, die während diesem Zeitraum einspringt und die Warmwasserproduktion übernimmt. «Damit soll vermieden werden, dass Heizkessel im Sommer unter Teillast betrieben werden und mehr Schadstoffe ausstossen – auch wenn es hierfür keinen formellen Beweis gibt. In Genf gibt es zurzeit nur einen einzigen Kaminfegermeister, der die Ausstattung besitzt, um die tatsächliche Verschmutzung durch Holz zu messen», stellt Paul Eugster fest. «Wir befinden uns inmitten der Energiewende.

«Wir befinden uns inmitten der Energiewende. Die einzige unmittelbare Einsparung, die sich sofort bemerkbar macht, ist die jährliche Reduktion des CO2-Ausstosses um 80 Tonnen, für die ansonsten eine CO2-Steuer in Höhe von derzeit 210 Franken pro Tonne angefallen wäre.»

Alain Ravessoud, Leiter des Immobilienverwalters Charles Besuchet SA

«Das Verbrennen von Pellets statt Heizöl bedeutet keinerlei Energieeinsparung. Um diese zu erreichen, müssten wir die Gebäudehüllen sanieren», so die beiden Männer. Der frühere Heizöltank wurde umgebaut und fasst nun 30 m3 Pellets. Insgesamt werden durchschnittlich 100 Tonnen Pellets jährlich verbraucht. Im November lagen die Pelletkosten mit 12 Rp. pro kWh gleichauf mit den Gaskosten und um 2 Rp. unterhalb der Kosten von Heizöl (14 Rp.).

Die langfristige Vision für eine erfolgreiche Energiewende schliesst auch die energetische Sanierung der Gebäudehüllen mit ein. «Sind erst einmal alle durch die Heizungsanlage versorgten Gebäude renoviert und nach höchsten Energieeffizienzstandards normgerecht saniert, werden wir auch finanzielle Einsparungen sehen», betont Alain Ravessoud. Dies wird das Fernwärmenetz entlasten und die dadurch eingesparte Wärmeleistung, wird den Anschluss weiterer Gebäude ermöglichen. «Das gesamte Projekt wird sich innerhalb der kommenden zehn Jahre nach der Renovierung der Gebäude auszahlen», schätzt Alain Ravessoud.

Ausgefeilte Technik, anspruchsvolle Instandhaltung
Wie Paul Eugster ergänzt, müssen auch die Betriebskosten der neuen Heizungsanlage berücksichtigt werden: «Eine Holzheizung verursacht doppelt so hohe Betriebskosten wie eine Ölheizung.»

Der Umbau der Heizungsanlage wurde durch Jean-Charles Nouveau, Techniker für grössere Arbeiten bei Muller Energies SA, geleitet. Wie er feststellt, bedeutet eine Holzheizung keine Revolution. Dessen ungeachtet sei «Holz eine etwas technischere Angelegenheit, da viele Sicherheitsnormen beachtet werden müssen: Feuerbeständigkeit, Filteranlagen, Überhitzungsschutz der Anlage, Brandschutz und Arbeitssicherheit».

Laut Alain Ravessoud macht der Wartungsaufwand Zehn Prozent der gesamten Betriebskosten des neuen Systems aus. Auf der anderen Seite bietet die neue der neue Technik eine präzise Anpassung des Energieverbrauchs an den tatsächlichen Wärmebedarf, wobei es bei der daraus resultierende Energieeffizienz auch auf die Komfortbedürfnisse der Mieterschaft ankommt. Die Leistung der Pelletheizung beträgt 240 kW, was diesen Komfort garantieren kann. Letztendlich stellen die Mieter:innen ihre Thermostate in der Wohnung so ein, wie sie es möchten, und entscheiden selbst, ob sie mit ein oder zwei Grad weniger auskommen. Die Rentabilität der energetischen Umstellung entscheidet sich nicht zuletzt auf dieser Ebene.

«Man muss sich das Fördersystem wie eine Dreiecksbeziehung zwischen Bund, Stiftung KliK und Energie Zukunft Schweiz AG vorstellen.»

Mélinda Ritter, verantwortlich für EZS Förderprogramme

Finanzielle UnterstützungPaul Eugster hat die Projektunterlagen an das durch Energie Zukunft Schweiz AG (EZS) aufgelegte Förderprogramm Klimaprämie eingereicht. Mélinda Ritter ist bei EZS für Förderprogramme verantwortlich. Für das Projekt Genthod fasst sie die Rolle der an der finanziellen Unterstützung der energetischen Umstellung beteiligten Akteure zusammen: «Man muss sich das Fördersystem wie eine Dreiecksbeziehung zwischen Bund, Stiftung KliK und Energie Zukunft Schweiz AG vorstellen. EZS bietet Massnahmenpläne für die energetische Umstellung an und entwickelt Förderprogramme wie die Klimaprämie. Der Bund fungiert als Kontrollorgan, während die Stiftung KliK die Finanzierung der Förderbeiträge sicherstellt.» Die Stiftung KliK verpflichtet im Rahmen der gesetzlichen Verordnung zu CO2-Kompensation. Unter dem Dach des Förderprogramms Klimaprämie kooperieren die Stiftung KliK und EZS partnerschaftlich. «Im Zentrum der gemeinsamen Anstrengungen unseres Auftrages und desjenigen der Stiftung KliK stehen die Kompensation und die Reduktion des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen.»

1,3 Millionen Franken für Genthod

Im Fall Genthod belaufen sich die CO2-Einsparungen auf 80 Tonnen jährlich; dies entspricht etwas mehr als 500’000 kWh/a. Die Einsparungen werden in Zertifikaten dokumentiert, die an die Stiftung KliK übermittelt werden. Die Stiftung erfüllt mit diesen Zertifikaten ihre durch den Bund auferlegte Verpflichtung zur Kompensation von CO2-Emissionen und bezahlt dafür die durch EZS berechneten Fördermittel aus. Grundlage für die Kompensation sind 18 Rp. pro kWh und Jahr. Die Höhe der finanziellen Unterstützung ergibt sich aus dem Verbrauchsmittelwert während der letzten drei Jahre. Für Genthod ergibt dies eine Förderung von 92’000 Franken oder 6,5% der gesamten Projektsumme von Prime Climat in Höhe von 1’350’000 Franken. Die Hälfte des Förderbeitrags wird bei der Inbetriebnahme, die andere Hälfte nach einem Jahr ausbezahlt.

Anne Devaux für IN COMMUNE SUISSE 1-2 l 2023 (In Französisch)

Förderprogramm Klimaprämie

Beim Ersatz einer fossilen durch eine erneuerbare Heizung profitieren Sie von attraktiven Förderbeiträgen. Das schweizweit einheitliche Förderprogramm unterstützt den Heizungsersatz in allen Bereichen: In Wohnbauten, im Büro- oder Gewerbegebäude und sogar für Industrieprozesse.

Förderbeispiele Stiftung KliK: Heizen mit Biomasse

Auch wenn der Kanton Genf den Wechsel von fossilen Energieträgern zu Holz nicht unterstützt, können sich Projektträger an die Stiftung KliK wenden. Die Stiftung fördert und unterstützt in allen Kantonen die Umstellung auf Holz und andere erneuerbare Energiequellen.