Interview mit Julia Senti, Gemeinderätin Bauwesen und Umwelt, Murten

"Der Anschluss von sämtlichen öffentlichen Gebäuden sowie einigen Privatgebäuden an die Fernwärme ist sicher eine der wichtigsten Klimaschutzmassnahmen innerhalb der Ringmauer."
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1. Was unternimmt die Gemeinde, um die Bürger und Bürgerinnen über die Klimaschutzziele zu informieren und sie zum Mitwirken zu motivieren?

Senti: Die Gemeinde Murten ist Teil des Energiestadtprogramms und hat in diesem Rahmen schon einige Informationskampagnen und -veranstaltungen lanciert. Das Thema nachhaltige Energie ist hochaktuell und auch in Zukunft gedenken die Gemeinde und ihre fachlich kompetente Verwaltung, den Bürger:innen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Murten selbst führt eine Energiebuchhaltung um die eigenen Ausgaben optimieren zu können. In Zusammenarbeit mit IB-Murten wurden öffentliche Bauten an die Fernwärme angeschlossen und Hauseigentümer beraten. Im Rahmen der Legislaturziele, welche der Gemeinderat in seiner Klausur im Mai erarbeiten wird, werden Klimaschutzziele sicher auch Thema sein! Zudem steht im Kanton Freiburg bald die Bearbeitung des ersten Klimagesetzes an, im Herbst 2021 lag es zur Vernehmlassung auf – wir sind gespannt!

Klimaschutz bedeutet für mich, dass man Verantwortung für die eigene Beeinträchtigung des Klimas trägt ohne sich jedoch vollständig einzuschränken

Julia Senti, Gemeinderätin Bauwesen & Umwelt

2. Vorbildhaft ist das Wärmenetz, welches mit Holzschnitzeln betrieben wird. Jährlich werden dank diesem 1.7 Mio. Liter Heizöl eingespart. Wie unterstützt Murten Hausbesitzer:innen bei der Planung und Organisation, beim Heizungsersatz, aber auch beim Entscheid, für einen Neubau auf erneuerbare Energie zu setzen?

Senti: Die Gemeinde wie auch die IBM stehen den Bürgerinnen und Bürgern bei Fragen und Abklärungen zur Seite. Das kantonale Energiegesetz beinhaltet diesbezüglich strenge Vorgaben, wodurch sich zusätzliche Regeln in unserer Gemeinde erübrigten. Es steht den Hausbesitzern frei, sich dem mit Holzschnitzeln betriebenen Fernwärmenetz anzuschliessen. Die Gemeinde empfiehlt jedoch Anschlüsse bei einem notwendigen Heizungsersatz, insbesondere an Standorten, wo bereits Netzleitungen bestehen.

Murten ist eine historisch bedeutende Zähringerstadt und, eine Energiestadt mit Vorbildfunktion.
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3. Warum wird zur Wärmegewinnung nicht Seewasser eingesetzt?

Eine Möglichkeit, die bisher wohl aufgrund ihrer technischen Komplexität nicht weiter in Betracht gezogen wurde. In der Vergangenheit wurde geprüft, ob beispielsweise Wärme aus der Kanalisation entzogen und verwendet werden könnte, jedoch wurde diese Option aufgrund der geringen Abwassermenge nicht weiterverfolgt.

Julia Senti, Gemeinderätin Bauwesen und Umwelt, Murten
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4. Das historische «Stedtli» ist das Aushängeschild der Zähringerstadt Murten. Alle öffentlichen Gebäude werden über das Fernwärmenetz beheizt. Welche weiteren Klimaschutzaktivitäten werden im Perimeter des «Stedtlis» umgesetzt?

Der Anschluss von sämtlichen öffentlichen Gebäuden sowie einigen Privatgebäuden an die Fernwärme ist sicher eine der wichtigsten Klimaschutzmassnahmen innerhalb der Ringmauer. In Zukunft sollte die Anzahl der angeschlossenen Gebäude ausgebaut werden können. Das Projekt des Verkehrsleitsystems befindet sich in der Umsetzungsphase und mit genauer Indikation, wo sich wie viele freie Parkplätze befinden soll unnötiger Verkehr – insbesondere durch die Hauptgasse, vermindert werden. Es wurden zudem klar eingezeichnete Veloparkplätze geschaffen und mögliche weitere Massnahmen zur Förderung des sanften Verkehrs werden in der kommenden Legislatur mit der beratenden Energie-, Umwelt- und Planungskommission geprüft werden.

5. Was bedeutet Klimaschutz für Sie? Wie setzen Sie sich persönlich fürs Klima ein?

Klimaschutz bedeutet für mich, dass man Verantwortung für die eigene Beeinträchtigung des Klimas trägt ohne sich jedoch vollständig einzuschränken. Wann immer ich kann, benutze ich den Zug oder das Velo als Fortbewegungsmittel oder gehe zu Fuss. Ich achte auf die Produkte, die ich kaufe und gebe lokal und regional produzierten Lebensmitteln Vorrang. In Bezug auf Mode kaufe ich lieber bewusst ein, wenig dafür gute und lang haltbare Qualität. Ich trenne Abfall soweit möglich und gebe mir Mühe, die Menge gering zu halten. Betreffend politischen Instrumenten habe ich mich im Kantonsparlament für einige klimapolitische Vorstösse eingesetzt und verfolge diese Anliegen weiter.

Merkmale Wärmeprojekt

Wärmeprojekt
Fernwärmeverbund Murten

Beteiligte
Gemeinde Murten / IB-Murten

Wärmequelle
Holzschnitzel

Trassenlänge
18.8 km

Jährlich gelieferte Wärmeenergie
13’000 MWh

Wirkungsbeginn
2016

Prognose bis 2030
1’200 Tonnen CO₂-Reduktionen pro Jahr

Förderung
CHF 120\'000 pro Jahr